Weiter nach Tropea

Heute geht's in für mich unbekanntes Terrain. Ich war zwar schon mal in Tropea, das war jedoch die Maturareise im Jahr 1992, mit dem Bäderbus von Salzburg aus. Und dieses Streckenstück fuhr der damals in der Nacht. Um 9 Uhr ist alles eingepackt, geschwind noch bezahlen und weiter Richtung Süden geht's.

Das Stück nach Rom zieht sich schon 1,5 Stunden hin - hat am Plan nicht so weit ausgesehen, aber egal. Endlich sehe ich die Schilder zum grande Raccordo annullare, dem großen Autobahnring um Rom. Jetzt nur nicht verfahren... die Richtung nach Neapel ist aber leicht gefunden.

2,5 Stunden später - links sehe ich Rauch aufsteigen - ein Waldbrand. Vor mir eine Raststätte - Mittagspause. Ich weiß, ich bin auf der Höhe von Neapel - hier müsste doch irgendwo der Vesuv sein, oder? Schweizer bestätigen mir meine Vermutung, allerdings liegt der Vesuv recht nah beim Meer, und wird hier von anderen Bergen verdeckt. Ich empfinde die Gegend als ungewöhnlich gebirgig - aus meiner Jugend kenn ich nur die Ebenen Norditaliens - ewig flach dahin.

Es sollte noch gebirgiger werden. Die Autobahn führt durch das westliche Eck der Basilikata. Auf einmal wird es finster. Zwischen den Bergen hängen die Wolken. Die Autobahn ist plötzlich nur mehr einspurig - Gegenverkehrsbereich im Baustellenbereich - etwa 1/2 Stunde lang, Stau. Ich fahre bei einer Raststätte ab, da ich sowieso tanken muss. Kaum stehe ich, beginnt es zu schütten - warmer Regen kommt runter. Genauso plötzlich, wie der Platzregen angefangen hat, hört er auch wieder auf. Nach einem Cappuccino und einer Tankfüllung geht's weiter.

Es geht ählich weiter - immer wieder Baustellenbereiche, zwischendurch alte Autobahnstücke, die eher einer gut ausgebauten Bundesstraße gleichen. Kalabrien - Gebirge. Man kann sich gut vorstellen, dass hier die LKWs im Winter öfters die Schneeketten anlegen müssen. Die Autobahn bietet ensprechende Steigungen, alte Straßenstücke sind teilweise abenteuerlich an die Hänge geklebt.

Ich passiere Lamezia Terme - hier befindet sich auch der internationale Flughafen für die Gegend. Jetzt ist es nicht mehr weit. Schon länger begleitet mich wieder Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel. Bei Pizzo muss ich runter von der Autobahn. Typisches italienisches Straßengewirr. Tropea ist angeschrieben, bei der nächsten Kreuzung wieder nicht. Ich frage einen Fischhändler am Straßenrand in gebrochenem Italienisch, ob ich eh in der richtigen Richtung unterwegs bin. Der bestätigt mir die Richtung - durch Pizzo und dann einfach geradeaus. Kurz darauf ruf ich Joachim an - er wird mich an der Esso-Tankstelle vor Tropea treffen. Gut.

Ahh, ich hätte in Pizzo aufpassen sollen, es gibt eine Umfahrungsstraße - leider hab ich die Straße durch die Ortschaft erwischt, wo um 5 nachmittags Verkehrschaos herrscht. Aus Pizzo kommt übrigens Tartufo, eine auch bei uns bekannte süße italienische Spezialität.

Kurz nach 5 bin ich bei der Esso-Tankstelle, Joachim holt mich ab. Wir gehen kurz in einer Bar auf einen Cafe, bevor wir einen Campingplatz-Parzelle für mich suchen. Da Ferragosto unmittelbar bevorsteht, ist in Tropea alles bis aufs letzte Plätzchen voll, also heißt es - ausweichen. Ich hab mir zuhause schon im Campingführer einen Campingplatz rausgesucht, den wir jetzt anfahren - 20 Minuten von Tropea entfernt. Es ist der wunderhübsche kleine Campingplatz Costa Verde in Capo Vaticano.


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Dieser Campingplatz ist wirklich nett. Er liegt direkt am Meer - mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Vulkaninsel Stromboli - zumindest, wenn die Luft klar ist. Der Strand ist weiß-kieselig, das Wasser glasklar. Es ist ein kleiner Platz, mit nur etwa 80 relativ kleinen Parzellen. Von der Straße zum Platz führt eine enge, steile Serpentinen-Zufahrt, mit meinem kleinen Auto allein kein Problem, mit einem WOWA sicher nicht einfach. Sanitäranlagen sind einfach, aber sauber. Warmwasser gibt es nur in der Früh und am Abend, wenn man sich für's Abendessen herrichtet. Ist aber ausreichend. Gute Pizzeria, ein kleiner Laden, wo man in der Früh frische Croissants vom Bäcker bekommt. Alles in allem ausreichend, da auf dem Weg nach Tropea zwei größere Supermärkte liegen, außerdem gibt's am Straßenrand jede Menge Gemüsehändler (Frutta e Verdura), bei denen man lokales Obst und Gemüse sowie die berühmten Zwiebeln (Cipolle rosse di Tropea) sehr günstig kaufen kann.

Dort bekomme ich den letzten Stellplatz - eine winzige Parzelle, auf der wieder nur mein kleines Zelt Platz hat. Schade, hatte gehofft, mit Joachims Hilfe das große Hofer-Zelt aufbauen zu können, um ein bisschen mehr Komfort zu haben. Nachdem alles soweit aufgebaut ist, schnell unter die Dusche, und Joachim nimmt mich mit nach Tropea, wo ich auf ein fürstliches Abendessen am Balkon eingeladen werde. Danach gibt's einen gratis Taxidienst zurück zum Campingplatz.

Als ich dort gegen halb zwölf ankomme, ist volle Action. Die Animation ist im Gange, auch in den benachbarten Anlagen. Ich beschließe trotzdem, mich zurückzuziehen - die Autofahrt war doch anstrengend. Um 1 Uhr plötzlich Lärm und Lichter - ein Feuerwerk zu Ferragosto. Die Italiener verstehen wirklich, ihren wichtigsten Feiertag zu zelebrieren. Schließlich schlaf ich doch ein.

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